Deutlich höhere Kosten als ursprünglich angenommen
In einer Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2021 waren die Kosten für die Umfahrung noch auf rund 275 Millionen Franken geschätzt worden, bei einer Genauigkeit von plus oder minus 30 Prozent. Die vertiefte Projektierung hat nun jedoch einen Kostenrahmen von rund 580 Millionen Franken ergeben.
Der starke Anstieg ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Rund 42 Millionen Franken entfallen auf Teuerung und Mehrwertsteueranpassungen. Weitere rund 50 Millionen Franken betreffen Kosten, die in der Machbarkeitsstudie noch nicht enthalten waren, darunter Landerwerb, ökologische Ersatz- und Ausgleichsmassnahmen sowie flankierende Massnahmen entlang der Ortsdurchfahrt. Hinzu kommen Mehrkosten von rund 160 Millionen Franken für bauliche Anpassungen wie grössere Tunnelquerschnitte, Sicherheitsstollen, Werkleitungskanäle, Kunstbauten bei Anschlüssen, die SBB-Unterführung sowie eine grössere Spannweite der geplanten Rheinbrücke. Zudem sind Reserven und Risikopositionen von 53 Millionen Franken eingerechnet.
Lange Vorgeschichte und komplexe Rahmenbedingungen
Seit den 1980er-Jahren wurden im Raum Eglisau zahlreiche Brücken- und Tunnelvarianten geprüft. Die Querung des Rheins stellt aufgrund der Topografie, der Landschaft sowie der Landes- und Kantonsgrenzen eine besondere Herausforderung dar. Nach einer überwiesenen Motion wurden eine Vorstudie sowie ein Projektwettbewerb durchgeführt. Darauf aufbauend entstand das aktuelle Vorprojekt light.
Die geplante Umfahrung ist rund 4,4 Kilometer lang und verläuft über weite Strecken in zwei Tunnels. Dadurch sollen Schutzgebiete, geschützte Objekte und das Siedlungsgebiet möglichst geschont werden. Die Linienführung wird stark durch bundesrechtlich geschützte Inventarobjekte bestimmt.
Zentrales Element des Projekts ist eine rund 470 Meter lange Rheinbrücke, entworfen von der Calatrava Valls AG. Sie soll rund 700 Meter westlich des bestehenden Eisenbahnviadukts zu liegen kommen und die historische Brückenlandschaft von Eglisau ergänzen. Die Umfahrung ist durchgehend zweispurig geplant, sämtliche Anschlüsse sollen kreuzungsfrei ausgeführt werden.
Abwägung zwischen Natur- und Verkehrsinteressen
In ihren Gutachten bevorzugten die Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission sowie die Eidgenössische Kommission für Denkmalpflege zwar eine vollständig unterirdische Rheinquerung. Eine oberirdische Lösung schliessen sie jedoch nicht grundsätzlich aus. Eine komplett unterirdische Variante wurde vom Regierungsrat aufgrund der sehr hohen Bau- und Betriebskosten als nicht finanzierbar beurteilt.
Für die nun vorgeschlagene Lösung mit Rheinbrücke wurde unter Einbezug kantonaler Fachstellen und externer Experten eine umfassende Interessenabwägung vorgenommen. Der Regierungsrat kommt zum Schluss, dass die gewählte Lösung trotz rechtlicher Risiken unter Berücksichtigung der Verhältnismässigkeit und umfangreicher ökologischer Ausgleichsmassnahmen die gesetzlichen Vorgaben am besten erfüllt.
Verkehrsbelastung nimmt weiter zu
Aktuell überqueren an einem Werktag rund 24 000 Fahrzeuge die Rheinbrücke in Eglisau, davon bis zu zwölf Prozent Lastwagen. Gemäss kantonalen Prognosen dürfte diese Zahl bis 2040 auf über 30 000 Fahrzeuge pro Tag ansteigen. Staus gehören bereits heute zum Alltag.
Vergleichbare Verkehrsbelastungen finden sich sonst nur auf wenigen Strecken wie der Axenstrasse oder dem Brünig. Die nächsten leistungsfähigen Rheinquerungen befinden sich in Koblenz im Aargau und in Schaffhausen. Eine alternative leistungsfähige Nord-Süd-Strassenverbindung über den Rhein existiert in der Region Zürich derzeit nicht.