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Region Bülach
15.12.2025
15.12.2025 04:00 Uhr

Kindertanztheater kritisiert Stadtratsentscheid deutlich

Bild: KI / Kindertanztheater
Die Stadt erlaubt eine letzte Aufführung im Forstwerkhof – jedoch mit strengen Auflagen. Das Kindertanztheater zeigt sich tief enttäuscht.

Der Entscheid des Stadtrats, dem Kindertanztheater eine letzte Aufführung im Forstwerkhof Brengspel im Jahr 2027 zu ermöglichen, stösst auf Unverständnis. Zwar wurde die Durchführung formell genehmigt, doch die damit verbundenen Bedingungen gelten als kaum erfüllbar. Das Kindertanztheater spricht von einer Entscheidung, die einer faktischen Absage gleichkomme.

Besonders kritisch wird die Kommunikation der Stadt bewertet. Die im Sommer angekündigte Sicherheitsüberprüfung erfolgte ohne Beteiligung des Theaters. Ein entsprechender Bericht liegt bis heute nicht vor. Trotz mehrfacher Anfragen auf Grundlage des Öffentlichkeitsprinzips blieb die Stadt eine Antwort schuldig. Dabei bestand während der vergangenen acht Jahre ein reibungsloser Betrieb am Standort. Sowohl die Feuerpolizei als auch städtische Sicherheitsverantwortliche bestätigten stets die Einhaltung aller Vorschriften.

Neben inhaltlichen Auflagen sorgen vor allem finanzielle Forderungen für Unmut. Die von der Stadt angekündigte deutlich höhere Miete sowie zusätzliche kostspielige Sicherheitsmassnahmen stellen für die gemeinnützige Trägerschaft ein kaum tragbares Risiko dar. Das Kindertanztheater weist darauf hin, dass jährlich mehrere tausend Stunden freiwilliger Arbeit von Eltern und Lehrpersonen geleistet werden. Die Produktionen entstehen ohne kommerziellen Hintergrund und dienen ausschliesslich der kulturellen Bildung von Kindern und Jugendlichen.

Auch die vorgeschlagene Zeltlösung wird skeptisch beurteilt. Sie wurde ohne Einbezug des Theaters entwickelt und erfüllt aus Sicht der Veranstalter weder organisatorische noch pädagogische Anforderungen. Die kalkulierten Kosten übersteigen das Budget bei Weitem. Zudem seien elementare Aspekte wie Garderoben, Lüftung, Spielbereiche und Technik nicht berücksichtigt worden.

Trotz der deutlichen Kritik zeigt sich das Kindertanztheater grundsätzlich offen für Gespräche. Voraussetzung sei jedoch ein ernst gemeinter Dialog, der die Bedürfnisse aller Beteiligten einbeziehe. Eine Umsetzung der geforderten Auflagen müsse realistisch, bezahlbar und kindgerecht sein.

Ob das Musical 2027 unter diesen Voraussetzungen tatsächlich stattfinden kann, ist fraglich. Die Reaktion des Kindertanztheaters macht deutlich, dass der Weg zu einer tragfähigen Lösung noch weit ist.

 

 

Grosses Kino auf der Bühne – politisches Stolpern daneben

Kommentar von Marc Jäggi

Das Kindertanztheater liefert, was viele professionelle Bühnen nicht schaffen: starke Produktionen, hohe Qualität, echte Emotionen. Alle zwei Jahre entsteht mit Kindern und Jugendlichen ein Musical, das bewegt. Generationen von jungen Menschen haben hier gelernt, Musik, Tanz und Theater zu verbinden, über sich hinauszuwachsen, Selbstvertrauen zu entwickeln, Freundschaften zu schliessen. Inklusion wird nicht gepredigt, sondern gelebt. Das ist vorbildlich. Punkt.

Und genau deshalb ist das andere so enttäuschend. Die mangelnde Empathie  im Umgang mit der Stadt Bülach.

Statt auf Dialog wurde auf Konfrontation gesetzt. Statt auf Diplomatie auf Alarmismus. Mit reisserischen Mails und dramatischen Worten wurde die Community mobilisiert und die Stadt öffentlich an den Pranger gestellt. Das ist unsauber, unfair und strategisch kurzsichtig.

Der Entscheid der Stadt ist unbequem, aber nachvollziehbar. Sie war jahrelang grosszügig. Nun kommt eine Neubeurteilung zum Schluss: Weiter wie bisher ist keine Option. Das ist legitim. Dafür hat die Stadt Bülach keine Hetzkampagne verdient.

Wer Politik mit anklagendem Tonfall begegnet, verliert. Wer glaubt, moralischer Druck ersetze Verhandlungen, irrt. Diese Form von egozentrischer Vehemenz mag im eigenen Umfeld funktionieren – gegenüber Behörden ist sie kontraproduktiv.

Jetzt liegt viel Geschirr in Trümmern. Gemeinsame Lösungen sind unnötig erschwert worden. Theater bedeutet üben. Vielleicht ist es an der Zeit, neben Choreografien auch Diplomatie zu trainieren. Weniger Pathos, mehr Haltung. Weniger Angriff, mehr Gespräch. Nur so bleibt das Kindertanztheater das, was es auf der Bühne längst ist: Gross.

mj
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